N0 B(O)RDERS Ausstellung Freier Eintritt


Am Donnerstag, 26. April 2018 um 19 Uhr eröffnet die Ausstellung „NO B(O)RDERS“ im C/O KUNSTPUNKT BERLIN, Schlegelstr. 6, 10115 Berlin-Mitte. Sie versammelt die Beiträge von vier ausgewählten Initiativen, welche die Internationalität und kulturelle Vielfalt der Berliner Projektraumszene repräsentieren.

Der Titel der Ausstellung „NO (B)ORDERS“ ist als aktueller politischer Ausruf zu verstehen, der direkt aus der Projektraumszene kommt. Er steht für einen offenen Blick in die Welt, die künstlerische Rückeroberung des Stadtraumes sowie den Erhalt von Unabhängigkeit und Diversität von Projekträumen und -initiativen. Für die Ausstellung wurden über einen Open Call vier international agierende Projekträume und –initiativen ausgewählt, deren künstlerische Arbeiten sich gegen Abgrenzung, Repression und geistige Enge positionieren und stattdessen Wege der Kommunikation und Freiheit aufzeigen. Die gemeinsame Präsentation ermöglicht nicht nur eine Begegnung verschiedener Ausdrucks- und Reflexionsformen, sondern bietet auch Raum für spontane künstlerische Aktionen und weiterführende Diskussionen. So finden während der Ausstellungszeit vom 27. April bis zum 13. Mai 2018 mehrere Performances, Artist Talks, ein Videoscreening und eine Paneldiskussion mit den beteiligten Künstler*innen statt.

Das Apartment Project, gegründet 1999 in der Türkei und in Berlin aktiv seit 2012, fördert von Anfang an künstlerische Kollaborationen, die die Grenzen zwischen Kunst- und Alltagswelten herausfordern. Die Initiative gibt der aus der Türkei kommenden Künstler*innengruppe Sis (Nebel) ein Podium für die internationale Präsentation ihres Projektes „His TV“ (Fühl-TV/Gefühl-TV), das als Antwort auf Gewalt und Zensur und die daraus resultierende Sprachlosigkeit in ihrer Heimat zu verstehen ist. In der Ausstellung simuliert das Kollektiv einen begehbaren Fernsehsender mit Aufnahmestudio und laufendem Sendeprogramm. Während der gesamten Ausstellungszeit können weitere Aufnahmen gemacht und neue Sendungen produziert werden. Immer aber sind Zeit und Ort des landes- und weltweiten Geschehens vertauscht. Der Schwierigkeit, sich frei zu äußern, stellen die Künstler*innen Humor und Spitzzüngigkeit als Widerstandsstrategie entgegen. „His TV“ wird so zur „Gegen-Eroberung“ des Fernsehens und stellt für einen Moment dessen Übernahme durch das öffentliche Gewissen dar.

Die Initiative iCollective, welche sich seit 2009 als organische Kooperationsplattform von Künstler*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen an der Schnittstelle von Kunst, urbanen Interventionen und sozial engagierten Projekten versteht, zeigt die 2016 preisgekrönte Videoarbeit „Choreography #2“ der Künstlerin Stine Eriksen. In ihren Arbeiten untersucht Eriksen den von der Moderne geerbten Begriff des Fortschritts mit seinem Versprechen von Zivilisation und Emanzipation durch Rationalität und Wissen. Die Videos finden in alten Fabriken statt, "Kathedralen des Fortschritts", die derzeit verlassen sind. Jene Räume, die den Beginn der industriellen Zeit und damit die Expansion des Kapitalismus markierten, werden als Stadien des Scheiterns, der Desillusionierung eines unerfüllten Engagements dargestellt. Die Vernunft, die der Mechanismus war, die Evolution zu garantieren, manifestiert sich in den Kunstwerken durch eine beckettianische Sprache, die jeden Versuch, Sinn zu schaffen, vereitelt.

Unter dem Titel „All Over the Map“ präsentiert die temporäre Künstler*innengruppe Janzen/Sági/Torma Zeichnungen und zwei Performances. Im Fokus steht dabei die Linie als Symbol für die Reduktion, Einfachheit und Freiheit. So laden die drei Künstler*innen aus Russland, Ungarn und Rumänien die Besucher*innen in ihren Performances zu einer Reise aus der begrifflich definierten Realität hin zum Spiel der freien Bewegung, der reinen Wahrnehmung und dem damit verbundenen Aufbrechen von Grenzen ein. Das Zusammenspiel der verschiedenen Kunstwerke und Akteur*innen im selben Raum verstärkt das Gefühl von friedlicher Klarheit und Freiheit und führt dem Betrachter vor, wie er sich von ausgedienten Definitionen, intellektuellen und politischen Strukturen befreien kann, indem er Landkarten mit ihren Grenzen zu ignorieren lernt.

Die Künstlerin Carola Rümper der Initiative mp43 - projektraum für das periphere zeigt das interkulturelle Projekt „stamp alive“, das 2018 auch in der National Art Gallery Namibia zu sehen war. Ganz im Mittelpunkt steht hier die Briefmarke als Sinnbild für den grenzenlosen Austausch von Informationen, die Vernetzung von Menschen und darüber hinaus auch als Träger von nationaler Symbolen und Werten. Carola Rümper inspirierte das kleine Klebezeichen zur Gründung einer namibisch-deutschen Kommunikationsplattform. Sie lud jeweils zehn Künstler*innen aus Namibia und Deutschland ein, eine eigene Arbeit als Motiv zur Verfügung zu stellen und ließ daraus bei der Post beider Länder eine Editionsreihe in Form einer Sonderbriefmarke herstellen. Die Editionssätze ergeben eine Miniatur-Ausstellung.

BEGLEITPROGRAMM:

Freitag, 27. April 2018, um 19 Uhr
Performance // Janzen/Sági/Torma:
Live Zeichen-Performance „All Over the Map“ – die Sprengkraft des kollaborativen Zeichnens

Samstag, 28. April 2018, um 19 Uhr
Performance // „His TV“ // Sis Kollektiv // Apartment Project:
„Black on Black“ mit Ceren Oykut & Fezaya Firar

Sonntag, 29. April 2018, um 15 Uhr
Künstlergespräch // „Choreography # 2” // iCollective:
Diskussion und Reflexion über das preisgekrönte Video „Choreography # 2”

Sonntag, 29. April 2018, um 17 Uhr
Künstlergespräch // „stamp alive“ // Carola Rümper und Kirsten Wechslberger:
„stamp alive“ – Internationales Kunstprojekt mit Künstler*innen aus Namibia und Deutschland

Freitag, 4. Mai 2018, um 19Uhr
Performance // „His TV“ // Sis Kollektiv // Apartment Project:
„Post Truth Spa Center -seance01“ mit Safak Catalbas und Ece Gökalp

Freitag, 4. Mai 2018, um 20 Uhr
Paneldiskussion // „His TV“ // Sis Kollektiv // Apartment Project:
„If you stucked on the runway?” mit Selda Asal, Julia Lazarus, Mehtap Baydu, Ezgi Kilicaslan, Özlem Sariyildiz
Moderator: Erden Kosova (Kunstkritiker aus Istanbul)

Freitag, 11. Mai 2018, um 19:00 Uhr
Performance // Janzen/Sági/Torma:
Live Zeichen-Performance „All Over the Map“, die Sprengkraft des kollaborativen Zeichnens

Samstag, 12. Mai 2018, um 19 Uhr
Videoscreening // „His TV“ // Sis Kollektiv // Apartment Project:
Videoinstallation "After Nature" von Julia Lazarus. Im Anschluss: Diskussion zu ihrem in Istanbul entstandenen Film über die Aktivistengruppe von Kuzey Ormanlari Savunmasi (Northern Forest Defense).

Sprache: dt. / en.


FÜHRUNGEN:
Samstag, 28. April 2018, um 14:00 Uhr (de.)
Samstag, 28. April 2018, um 16:00 Uhr (en.)
Sonntag, 29. April 2018 um 14 Uhr (de.)


Freier Eintritt und barrierefreier Zugang zu allen Veranstaltungen!


AUSSTELLUNGSDATEN:
Vernissage: Donnerstag, 26. April 2018, 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 27. April bis 13. Mai 2018
Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag von 14:00 bis 19:00


BETEILIGTE KÜNSTLER*INNEN / PROJEKTRÄUME ODER KOLLEKTIVE
Carola Rümper / mp43 - projektraum für das periphere
Sis Kollektiv / Apartment Project
Artist Group Janzen/Sági/Torma
Stine Eriksen / iCollective

Ein Ausstellungsprojekt des Netzwerkes freier Berliner Projekträume und –initiativen e.V.

Mit freundlicher Unterstützung derSenatsverwaltung für Kultur und Europa

Weitere Infos: www.projektraeume-berlin.net

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