I CAN’T LEAVE THESE TREES, THEY HAVE TAKEN SOME OF MY SOUL Ausstellung Freier Eintritt


Im Laufe der Zeit verblasst die Erinnerung, aber im Gegensatz zur Zeit kann sie zurückgewonnen werden. Eine Erinnerung ist nie wirklich tot, sondern nur vergessen und liegt in Artefakten und der Natur herum.

I CAN'T LEAVE THESE TREES, THEY HAVE TAKEN SOME OF MY SOUL ist der Titel der Ausstellung, der von dem norwegischen Fotografen Per Christian Brown (1976) und dem deutschen Fotografen und Bildhauer Sebastian Kusenberg (1958) gewählt wurde. Der Titel entstammt einem Zitat aus D.H. Lawrences Essay "Die Psychoanalyse des Unbewussten" und führt uns dazu, unsere Verflechtung mit der Natur zu hinterfragen. Bäume sind zu einem vielschichtigen Ort geworden, an dem Leben und Tod, Erinnerungen und Geschichte zusammenleben. Diese starke Aussage ermöglicht es, eine gemeinsame Basis für die Werke der beiden Künstler zu schaffen, um einen symbiotischen Dialog in der Galerie zu führen.

Die Natur und der Mensch sind die ursprünglichen Komponenten, aus denen sich alle Ideen, Gedanken und Debatten ableiten. Menschliche Figuren und Natur verschmelzen zu einer symbiotischen oder zumindest utopischen Einheit, die uns dazu bringt, über die Vergangenheit und die Erinnerungen unserer Spezies und unserer Welt nachzudenken. In der Überlieferung und Erinnerung an die Vergangenheit unterscheiden sich die Praktiken der beiden Künstler. In der Tat ist die Fotografie die Grundlage der Ausstellung, ebenso wie die Kontraste, die den Raum der Galerie konstruieren und markieren. Die Schwarz-Weiß-Abzüge unterscheiden sich von den Farbfotografien, die einstimmige Objekte im Gegensatz zu den farblosen lebenden Subjekten zeigen. Trotz ihrer Unterschiede bieten sich diese fotografischen und filmischen Figuren dem Blick des Betrachters an, sie wollen/brauchen unsere Aufmerksamkeit. Die Künstler haben bedürftige Figuren geschaffen, die nur mit unserer Anwesenheit leben, um eine Botschaft zu vermitteln.

Für Per Christian Brown sind es die Wurzeln, die seine Arbeit antreiben. Um es mit seinen Worten zu sagen: "Die Wurzel ist ein Archetyp für etwas Festes und ein Lebensspender für alle Pflanzen. Sie hat eine Vitalität, die in die unendlichen Tiefen der Erde hinabreicht, tief in den Boden, wo die Toten ruhen: eine robuste Kraft des Lebens inmitten der Verwesung. So komponiert er sowohl mit Video als auch mit Fotografie, um in diese Wurzeln einzudringen, um ihre innere Natur zu entdecken (vgl. Gaston Bachelard). Dank der Doppelbelichtung der Negative verschränkt er seine Modelle mit den mächtigen Wurzeln der alten Bäume. Das Ergebnis ist eine Verwirrung zwischen Mensch und Natur, in einer schmerzhaften Harmonie wie eine moderne Ovidsche Metamorphose.

Bei Sebastian Kusenberg sind die Scherben der Porzellanfiguren nicht so unschuldig, wie sie aussehen. Ursprünglich sollten diese zerbrechlichen Figuren ein Märchen oder eine Fabel illustrieren, doch nun vermittelt jedes Stück eine andere, vom Künstler erfundene Geschichte. Die Neuerfindung dieser Little People, wie Kusenberg sie nennt, erweckt sie wieder zum Leben und macht sie zu Zeitzeugen, die mit der Natur verflochten sind. Die Absurdität der Schauplätze verleiht auch den Porzellanfiguren eine leichtere Erzählung, die neue künstlerische Perspektiven eröffnet. Bäume sind ein Ort des Lebens und des Todes, ein Raum der Erinnerung, in dem diese zerbrochenen und unvollständigen Artefakte vergangener Leben ihr volles Erinnerungspotenzial entfalten können.



As time goes by, memory fades but unlike time it can be retrieved. A memory is never truly dead, just forgotten laying around in artifacts and nature.

I CAN’T LEAVE THESE TREES, THEY HAVE TAKEN SOME OF MY SOUL is the exhibition’s title chosen by the Norwegian photographer Per Christian Brown (1976) and the German photographer/sculptor Sebastian Kusenberg (1958). This title comes from a quote from D.H. Lawrence’s essay entitled “The Psychoanalysis of the Unconscious” leading us to question our intertwining with nature. Trees have become a multifaceted place where life and death, memories and history live together. This strong statement allows to create a common ground for the works of both artists in order to make a symbiotic dialogue inside the gallery.

Nature and humans are the original components from which all ideas, thoughts and debates derive. Human figures and nature are merging into a symbiotic, or at least utopian union leading us to think about the past and memories of our species and world. It is in the transmission and remembrance of the past that the practice of the two artists diverge. Indeed photography is the baseline of the exhibition, so are the contrasts that construct and mark the gallery’s space. The black and white prints differ from the color photographs displaying inanimate objects in contrast to the colorless living subjects. Despite their differences, these photographic and filmic figures offer themselves to our spectator’s gaze, they want/need our attention. Artists have created needy figures that only live with our presence so as to deliver a message.

For Per Christian Brown, it’s the roots that drive his work. To use his words, « The root is an archetype of something that is solid, and a giver of life to all plants. It has vitality, plunging down into the endless depths of the earth, deep in the soil where the dead lie at rest: a robust force of life amid decomposition ». So he composes with both video and photography to get inside these roots in order to discover their inner nature (cf.: Gaston Bachelard). Thanks to double exposure of the negatives, he intertwines his models with powerful roots of old trees. It results in a confusion between human and nature, in a painful harmony just like a modern Ovidian metamorphosis.

As for Sebastian Kusenberg, these porcelain figurine shards are not as innocent as they look. Originally, these fragile figures were supposed to illustrate a fairy tale or a fable, but now each piece conveys different stories invented by the artist. The reinvention of these Little People, as Kusenberg calls them, brings them back to life, making them contemporary witnesses intertwined with nature. The absurdity of the settings gives also to the porcelain figures a lighter narrative that unlocks new artistic perspectives. Trees are a place of life and death, a space of remembrance where these broken and incomplete artifacts of past lives can reach their full memory potential.

Weitere Infos: www.luisacatucci.com

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