Sebastian Blasius

Premiere im Kesselhaus der Uferstudios am 25. Oktober 2014
Weitere Aufführung am 26. Oktober 2014
jeweils 14:00 Uhr – ca. 20:00 Uhr

Performanceprojekt von Sebastian Blasius
VERHALTET EUCH RUHIG

Ein 6-Stunden-Format über Widerstand, Kunst und Möglichkeiten des Partizipierens und Zuschauens

u.a. mit Erdem Gündüz, dem 'Standing Man' vom Taksim Platz


Während der Proteste in der Türkei im Juni 2013 stellte sich der Künstler, Tänzer und Choreograph Erdem Gündüz auf den Istanbuler Taksim-Platz und schaute stundenlang schweigend auf ein Bildnis von Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Republik. Acht Stunden lang stand er, bis die Polizei kam und nicht wusste, was sie von Gündüz halten sollten: war das Protest, war das nur ein Verrückter, sollte man gegen ihn vorgehen? Der Staat hatte am 17. Juni ein Demonstrationsverbot verhängt, um die Proteste zu ersticken. Doch was sollte sie gegen die stille Aktion des Erdem Gündüz unternehmen?

Schnell stellten sich zahlreiche Leute zu Erdem Gündüz, weltweit erfuhr er Solidarität. In kurzer Zeit verbreitete sich sein Bild des stillen Protests, er wurde als 'Standing Man' zum Emblem des gewaltfreien Widerstands.

Was geschieht, wenn Erdem Gündüz sein Stehen nun im Kontext der Kunst wiederholt, wenn auch Besucher im Kesselhaus anstatt der Passanten am Originalschauplatz partizipieren können? Ist Kunst schon widerständig, wenn sie Formen des realen Protests in sich aufnimmt? Kann die Kraft der Revolte sogar Konventionen der Kunst sprengen? Regisseur Sebastian Blasius hat mit „VERHALTET EUCH RUHIG“ ein sechsstündiges Performance-Projekt an der Grenze von ästhetischer und sozialer Choreografie sowie bildender Kunst entwickelt.

Die konzeptionelle Idee ist: Der Besucher betritt den Raum und hört eine Tonspur mit Geräuschen von Aufständen, die mit seinem eigenen Verhalten im Raum interagiert. So sind die Sirenen, Rufe, Trommelrhythmen am Lautesten, wenn sich kaum jemand im Raum aufhält. Hatte der Besucher beim Betreten die anderen Personen noch ebenfalls für Besucher gehalten, bilden einige von ihnen plötzlich eine Formation und durchqueren mit spurtenden Schritten und erhobenen Fäusten den Raum: Eine Aufstands-Choreographie, die gleichermaßen anstecken wie ins Leere laufen kann. Nach einiger Zeit unterbrechen die Ausführenden die Formation mehr und mehr, steigen aus, bleiben stehen und schweigen, so dass die konkrete soziale Interaktion zwischen den Anwesenden in den Mittelpunkt gerät. Zuschauer wie Performer werden in einen Zustand versetzt, der zwischen Aktivität/Mobilität einerseits und Unterlassen/Innehalten andererseits changiert. Alle Teilnehmer geraten unwillkürlich in ein Spannungsfeld zwischen realpolitischer Aktion und künstlerischer Formation.

Die Raumgestaltung übernimmt der bildende Künstler Ralf Ziervogel. Auf kindsgroße Stelen wird er getönte Glasscheiben aufstellen, benetzt mit Fingerspuren, die an heutige Table-Computer erinnern und zugleich Zeichnungen sind. Werden die Objekte zunächst in einer eindeutigen geometrischen Formation im Raum platziert, können sie während der Aufführung von den Besuchern frei umgestellt werden, auch die Glasscheiben können bewegt, ausgetauscht oder anderer Weise benutzt werden.

Die Besucherinnen und Besucher können den Zeitpunkt ihres Kommens und Verlassens selbst bestimmen.
Der Eintritt frei.

Mit: Erdem Gündüz (Tänzer, Choreograf), Antje Velsinger (Tänzerin, Choreografin), Maya Weinberg (Tänzerin, Choreografin) und Eduard Mont de Palol (Musiker, Tänzer)
Konzept/Realisierung: Sebastian Blasius
Dramaturgie: Daniel Franz
Raum: Ralf Ziervogel www.ralfziervogel.com
Sound: Christoph Korn www.christophkorn.de

25. und 26. Oktober 2014
jeweils 14:00 Uhr – ca. 20:00 Uhr
Uferstudios - Kesselhaus
Uferstraße 8/23, 13357 Berlin
www.uferstudios.com
Tel. 030 – 460 60 887
U 8 Pankstraße / U 9 Nauener Platz / S-Bahn Gesundbrunnen

Sparten: Spartenübergreifend