Deutsches Theater als Exportartikel: das German Theater Abroad zeigt seine für und in den USA entwickelte letze Produktion in einer homeversion



Für die aktuelle Theaterproduktion „Start Up“ des German Theater Abroad, die jetzt in einer homeversion im Haus der Berliner Festspiele zu sehen ist, hat Roland Schimmelpfennig die Vorlage geschrieben. Im Grundsatz ist es die Gründungsstory von GTA. Es geht um eine deutsche Theatergruppe, die versucht, mit der deutschen Theatertradition in den USA ein „Start Up“ ein Unternehmen aufzumachen. Der vermeintlich deutsche Idealismus wird mit dem amerikanischen Businesssinn konfrontiert. Letzendlich werden diese Klischees aufgelöst: die Deutsche (KATI) entdeckt ihren Geschäftssinn und macht einen Videothek auf; die Amerikanerin (LIZ) ist von dem verrückten Vorhaben angetan und schließt sich der Gruppe an. Diese tourt auch im wirklichen Leben im amerikanischen Landesinneren, spielt in alten Turnhallen und Nachbarschaftshäusern. Im und um das Stück herum kommt es zum interkulturellen Austausch. Und so möchten alle selber einmal Cowboy spielen. Roland Schimmelpfennigs sehr eigene Theaterarbeiten verlangen auch nach anderen Theaterformen. Und so weiß man nie genau, ist es Figur oder Darsteller, Geschichte oder Wirklichkeit. Die amerikanischen Zuschauer, wenn überhaupt, eher an durchreisende kommerzielle Shows gewöhnt, waren begeistert, obwohl die Veranstaltungen durchaus manchmal etwas von einer Freakshow hatten. In Amargosa spielte das Stück in dem opernartigen Dekor eines Theaters, das von einer ebenfalls nur auf der Durchreise begriffenen ehemaligen Tänzerin gegründet wurde und seit über 20 Jahren nur von ihr bespielt wird. Ermangels eines großen Publikums befinden sich in den aufgemalten Logen aufgemalte Zuschauer.

Das Kernstück der Inszenierung bilden Monologe, die immer wieder in Videos an verschiedenen Situationen an jedem Ort aufgenommen wurden. An Tankstellen, Bars, Hotels, auf der Straße usf., das vorhandene Ambiente wurde genutzt und so fanden sich auch die Bewohner des Ortes abends auf der Videoleinwand wieder- eine witzige „Marketing-Idee“, die manchmal noch ein Extra-Publikum brachte. Auch die Darsteller sammelten in der Unternehmung ihre eigenen Erfahrungen, die in der homeversion einfließen. „Wir sind da in Edmunton Kentucky, so ’nem Bibel-Staat. Die Leute sind zu Anfang wirklich offen, richtig nett. Und dann ist es passiert: Ich hab auf der Bühne meine Hose nicht rechtzeitig hochgezogen.Tja, nach der Show haben die kein Wort mehr mit mir geredet, haben echt an mir vorbeigeschaut.“ (NICOLAI TEGELER)
Im künstlerischen Sinne die Geschichte von „Start Up“ eine Erfolg, finanziell allerdings wäre das Vorhaben ohne Förderungen nicht zu schaffen gewesen. Kunst ist eben unbezahlbar.

Malah Helman

Road Theater USA- Coming Home

27. bis 30 März, 20 Uhr
Haus der Berliner Festspiele, Scharperstr. 24, Berlin

Karten
15,- / 10,- ermäßigt
Kasse
+49 030 254 89- 100

http://www.g-t-a.de
Film: Road Theater – eine theatrale Reise durch die USA
von Uwe Kröger, Deutschland 2008

jeweils ab 22.05 Uhr im ZDFtheaterkanal
Dienstag, 1. April 2008
Sonntag, 13. April 2008
Freitag, 18. April 2008
Mittwoch, 23. April 2008
jeweils ab 22.05 Uhr im ZDFtheaterkanal

und auf 3sat
Teil 1 am 9. August ab 19.20 Uhr
Teil 2 am 16. August ab 19.20 Uhr

Foto: Ronald Marx

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